Trendwende
oder doch nur eine weitere Korrektur
Seit Monaten
macht sich an den globalen Zinsmärkten ein Gefühl des Unwohlseins breit.
Ausgehend von den USA sind die langfristigen Kapitalmarktzinsen in den
wichtigsten Märkten weltweit seit Mai deutlich angestiegen. Viele
Marktteilnehmer fürchten, dass die Mitte 2013 gesehenen Tiefstände bei den
Renditen nicht wieder kommen werden, sondern vielmehr das Ende eines seit 30
Jahren bestehenden Trends fallender Zinsen bedeutet haben. Trendwende oder doch
nur eine weitere Korrektur in einem noch immer bestehenden Abwärtstrend – das
ist die Frage, die Investoren und Kreditnehmer gleichermaßen bewegt.
Die
Notenbanken sind Handlanger politscher Führung
Alle sind
sich einig, dass das aktuelle Zinsniveau das Ergebnis massiver
Marktinterventionen der Notenbanken in Abstimmung mit der Politik ist. Die
Notenbanken in USA, England und Japan sind eindeutige Handlanger der
politischen Führung und haben durch Aufkäufe von Staatsanleihen und
Hypothekenanleihen in enormem Ausmaß die Zinsen kräftig nach unten gedrückt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) trägt zwar immer noch das offizielle Banner
der Unabhängigkeit, die zuletzt gesetzten Handlungen zeigen aber auch, dass die
Zwänge der Krisensituation im Eurogebiet so groß sind, dass zwangsläufig eine
Allianz mit der Politik entsteht, um das System nicht dem Zusammenbruch
auszusetzen. Politisches Nichthandeln zwingt am Ende die Notenbank Schritte zu
gehen, die mit dem ursprünglichen Mandat eigentlich nicht vereinbar sind. Das
EZB-Anleiheaufkaufprogramm OMT (Outright Monetary Transactions) zeigt dieses
Dilemma am besten auf. Seit der Ankündigung dieses Programmes vor einem Jahr
hat sich die Situation an den Anleihemärkten in den europäischen Krisenländern
beruhigt. Aber werden die Reformbemühungen nachhaltig und umfangreich genug
sein, um Investoren für diese Anleihen zu finden, auch wenn die Notenbanken
nicht mehr kaufen? Oder werden diese Aufkaufprogramme einfach wie ein
Kontokorrent-Kreditrahmen für alle Zukunft bestehen bleiben? Wird es also so
sein, dass egal was Länder machen, immer die Notenbank bereit steht, um die
Weiterfinanzierung zu sichern? Mit der Zeit würde dann sicher auch der letzte
Funken Haushaltsdisziplin verloren gehen. Japan ist für diese Entwicklung ja
ein gutes Beispiel. Aber was ist denn Papiergeld langfristig wert, wenn im
Hintergrund jemand ständig mehr Scheine druckt und in Umlauf bringt, um die
Staatschulden bedienen zu können. Auch die Notenbanker wissen, dass sie
anfangen müssen die Droge Liquiditätsversorgung schrittweise abzusetzen. Die
Systeme müssen wieder lernen, auch unter normaleren Bedingungen zu
funktionieren – nicht nur unter dem Morphium-Rausch, den die Notenbanken
erzeugt haben, um die Schmerzen während der Operation zu lindern. Daher erwarte
ich auch, dass die US-Notenbank weiterhin den Markt auf eine Reduzierung der
Anleihekäufe vorbereitet. Der Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen wird daher in den
nächsten Monaten bestehen bleiben. Die Zinsen in Euroland können sich von den
Vorgaben aus den USA nicht wirklich abkoppeln. Die Tendenz für die deutschen
Langfristzinsen wird daher auch nach oben deuten.
Immobilienkäufer
profitieren durch lange Zinsbindung
Im Vergleich
zu vor fünf Jahren liegen die aktuellen Baufinanzierungskonditionen, trotz des
zuletzt sichtbaren Zinsanstiegs, bei 50 Prozent von damals.
Baufinanzierungskunden sollten das bei ihrer Entscheidung zu Timing und Wahl
der Zinsbindung im Auge behalten. Einfach für Zinssicherheit über längere
Laufzeiten zu sorgen und dabei höher zu tilgen, um auch eine Schuldenfreiheit
in 20 bis 25 Jahren zu erreichen, kann kein Fehler sein. Auch bei
Anschlussfinanzierungen sollte unbedingt eine Konstruktion gewählt werden, die
bis zur endgültigen Schuldenfreiheit Kalkulationssicherheit bietet.